„Jetzt habe ich das Gefühl, dass über allem etwas Bleiernes liegt.“


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Als die Rote Heidi noch eine Rote Heidi war.

Ach Jungs, bis ihr groß seid, wirds diese Grenze nicht mehr geben.

Es war eben doch eine Diktatur.

Das Bundesverwaltungsgericht hat festgestellt, dass ich ein Demokrat bin.

Wähler, die uns wählen, müssen das Gefühl haben, dass sie damit etwas bewirken.

Dieses Gut/Böse bringt uns nicht weiter.

Der Soli ist längst obsolet.

Es ist kurios, wenn ich als Linker aus Thüringen die CSU in Bayern lobe.

Jede Gemeinde sollte so viel produzieren, wie sie selbst braucht.

Da hat sich der Landesverband [Bayern] zu lange mit sich selbst beschäftigt.

Die Mörder sind ganz gut vernetzt.


… So beschrieb Bodo Ramelow am 1. 9. 2013 die gesellschaftliche Stimmung in Deutschland wenige Wochen vor der Bundestagswahl. Zu diesem Zeitpunkt war Ramelow noch Fraktionsvorsitzender der Partei DIE LINKE im Thüringischen Landtag. Mit seinem „Gefühl“ war der am 16. Februar 1956 im niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck geborene Ramelow nicht allein. „Bleiern“ schien nicht nur die Stimmung in der Gesellschaft, diese selbst drohte vielen von einer bleiernen Last erdrückt zu werden. Die Ultima Ratio deutscher Politik hatte sich in jenen Tagen auf das Dogma von der Alternativlosigkeit verengt und die Regierenden erhoben, auf groteske Weise Anspruch auf eine politische Unfehlbarkeit. … Viele Menschen hatten begonnen, sich dem Diktat vermeintlicher Alternativlosigkeit entgegenzustellen. – Die Enttäuschten wandten sich von den Regierungsparteien ab. Nicht wenige fanden sich in rechtsextremistischen Gruppierungen wieder. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2013 sollte das Interview Aufschluss geben, inwiefern die Partei DIE LINKE. ein Konzept besäße, wie die von der Politik der Regierungsparteien Enttäuschten für eine demokratische und emanzipatorische Gesellschaft zu gewinnen seien. Bodo Ramelow wurde wenige Monate nach dem Gespräch erster Ministerpräsident der Partei DIE LINKE. in einem deutschen Bundesland. Der Ausgang der Bundestagswahl 2013 hätte rein rechnerisch eine rot-rot-grüne Regierungskoalition zugelassen. – Doch es kam anders.

Bodo Ramelow unter Gewerkschaftern

Lesen Sie hier einen Auszug aus meinem Interview mit Bodo Ramelow:

HAMCHA: Guten Morgen Herr Ramelow. – Warum sind Sie links?

Bodo Ramelow: Warum bin ich links? – Ich komme aus einer alten, protestantischen, konservativen Familie, da hat das Thema soziale Verantwortung immer eine zentrale Rolle gespielt. Das war die Frage nach der Verantwortung, auch und gerade für andere Menschen oder für gesellschaftliche Entwicklungen. Es gab in unserer Familie immer eine große Affinität, nicht nur um den eigenen Bauchnabel zu kreisen, sondern sich tatsächlich darum zu kümmern, dass es einem nicht nur individuell gut geht, sondern dass es einem nur gut gehen kann, wenn es anderen drum herum auch gut geht. – Wenn eine Perspektive da ist. Das ist so eine Grundhaltung, die mir von der Wiege an in meinem Leben mitgegeben worden ist. Die Frage der parteipolitischen Zuordnung ist mir viele, viele Jahrzehnte später erst gekommen.

Ich bin Gewerkschafter gewesen, ich bin Betriebsrat, Jugendvertreter-Betriebsrat gewesen, ich war in den 70er Jahren in der Friedensbewegung engagiert. Erst 1999, hier in Thüringen, bin ich Mitglied einer Partei geworden, nämlich damals der PDS. Und der Anlass war, heute ist der 1. September, der Antikriegstag, das Bombardement auf Serbien, die deutsche Beteiligung an einem Militäreinsatz, an einem Kriegseinsatz, was mir schwer unter die Haut gefahren ist. Damals bin ich dann Mitglied der PDS geworden, allerdings mit der Botschaft: „Ich werde Mitglied dieser Partei, um meinen Beitrag zu leisten, sie zu einer gesamtdeutschen Partei zu machen, einer sozialistischen Partei.“ Sozialistisch ist in Deutschland, also in Westdeutschland, immer bedingt durch antikommunistische Grundströmungen und den Kalten Krieg übersetzt worden, mit SED, Mauerbau, STASI, Gulag und anderen Sachen. Meine Vision von einer anderen Gesellschaft ist eben deutlich mehr als eine Reduktion auf Staatskapitalismus à la osteuropäischer Länder.

HAMCHA: Ihre Familie ist, so sagten Sie, protestantisch konservativ. War ihr Weg in das politisch linke Lager vor diesem Hintergrund mit Konflikten verbunden oder wurde er von Ihrer Familie akzeptiert?

Buchcover eBook

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